Unsere Gedanken spielen eine zentrale Rolle im Yoga. Schauen wir uns zunächst einmal die unterschiedlichen Formen von Gedanken an.
Aktives Denken
Diese Form des Denken geschieht bewusst. Wir denken über die Lösung eines Problems nach, wir halten einen Vortrag, haben ein Gespräch. Hier haben wir das Thema gewählt und unser Gehirn eingeladen, sich damit auseinander zu setzten. Diese Form des Denkens finden wir auch in der „Analytischen Meditation“ – z.B. die Meditation über die „Ent-Täuschung“. Sie ist uns sehr nützlich. (Diese Meditation finden Sie HIER -> 5. Meditation)
Uneingeladene Gedanken
Die meisten unserer Gedanken – um die 80.000 an einem Tag!- kommen unaufgefordert in unseren Kopf. Viele Gedanken stammen aus Sinneseindrücken und Assoziationen, aus dem Unterbewusstsein oder wo auch immer her? Die meisten aber können wir nicht zurückverfolgen. Sie steigen in uns hoch. Ganz unbewußt verstricken wir uns in sie, indem wir sie „auffangen“ und „weiterstricken“. In den wenigsten Fällen helfen uns diese „DropIn-Gedanken“ wirklich weiter!
Ein Teil der Gedanken beschäftigt sich mit der Vergangenheit – die ist aber schon vorbei, wir können sie nicht mehr ändern! Die restlichen Gedanken haben Themen der Zukunft die noch gar nicht da ist und ungewiß! Wir machen uns ständig Sorgen! Beides verhindert, dass wir in der Gegenwart sind, der einzige Zeitpunkt in dem wir handeln können. Wir ziehen damit unsere Energie aus der Gegenwart heraus und schwächen unsere Handlungskraft und Aufmerksamkeit. Darübert verpassen wir unsere Möglichkeiten.
Es bilden sich endlose Gedankenkreise, die i.d.R. negativ belegt sind mit „Minus-Emotionen“ und in Kopf und Körper starken Stress verursachen! Diese „Gedanken-Affenhorden“ die täglich in unserem Kopf herumspringt, rauben unsere Energie!
Diese „Gedankenkarussele“ fallen uns besonders abends und nachts auf, wenn sie uns nicht schlafen lassen. Sie rauben uns Ruhe und inneren Frieden. Deshalb macht es sehr viel Sinn, mehr Ruhe in unserem Kopf herzustellen, ein wichtiges Ziel im Yoga!
Die Macht unserer Gedanken
Jeder Gedanke, sogar jedes Wort – löst eine messbare physiologische Reaktion aus. Mit unseren klassischen Untersuchungsmethoden ist dies beeindruckend aufzuzeichnen.
Chaotische, unbewußte Gedankenkaruselle – insbesonder negative Gedanken – verursachen Stress und Dauerstress. Das mit allen Folgen. Mehr Infos zu Reaktionen von Stress finden Sie in folgenden Artikeln: HIER und HIER und HIER.
Gedanken und Glaubenssätze, die wir oft denken, „bahnen“ in unserem Gehirn aus kleinen Pfaden mit der Zeit und Anwendungshäufigkeit breite Straßen bis zu Autobahnen. Unser Gehirn können wir jederzeit – in jedem Alter – trainieren wie einen Muskel! Die Fähigkeit der Neuroplastizität ermöglicht uns das Lernen bis ins hohe Alter. Häufig wiederholte Gedanken(-muster) trainieren bestimmte Verknüpfungen des Gehirns. Dies betrifft positive, optimistische Gedanken und Glaubenssätze genauso wie negative und depressive!
Mit meinen Gedanken und Glaubenssätzen bestimme ich nicht nur weiterhin die Sicht auf die Welt, mein Leben und mich selbst, sondern stelle die Weichen für mein Handeln. Ich katapultiere mich in ein Denken mit „Minus-Gefühlen“, dass meinen Stresspegel ständig hoch hält. Ich übersehe Chancen und Möglichkeiten, weil ich sie nicht für möglich halte. – Mit allen Folgen.
Deshalb macht es großen Sinn, sich die eigenen Gedanken bewusst zu machen, auf Sinnhaftigkeit zu hinterfragen und „sich in Ruhezustände im Kopf zu meditieren“.
Gedanken als Verstärker und Fokussierer
Um unsere Ziele oder Wünsche im Leben leichter zu erreichen, sind uns bewusst gedachte Gedanken wie auch formulierte Sätze und Mantras sehr hilfreich. Sie trainieren unser Gehirn in einer Richtung aktiv zu werden. Sie helfen uns unsere Ziele im Auge zu behalten und lassen uns Chancen (früher) sehen. Sie fokussierten unsere Energie und geben uns Kraft.
Im Gegenzug können wir bewußt eingesetzte Gedanken als Machtinstrument für uns nutzen, z. B. um uns in Situationen der Dysbalance ins Gleichgewicht zu bringen.
Dies funktioniert allerdings nicht mit dem „Positiven Denken“ alleine, wir brauchen mehr dazu wie es der Yoga al komplexes System lehrt. Die Methode des alleinigen „positiven Denkens“ ist kritisch zu betrachten und führte letztendlich nicht zu dem erwünschten Erfolg (siehe Kritik bei Wiki)!
Gedanken und Krankheiten
Die Macht unserer Gedanken reicht so weit, dass sie in der Lage sind uns krank zu machen. Typische Erkrankungen sind u. a.
- Bluthochdruck: hier können wir oft gut nachvollziehen, warum unser Blutdruck steigt. Setzten wir uns dauerhaft mit stresseinflößenden Kampfansagen an das Leben unter Druck – oder mit unserer eigenen gefühlten Minderwertigkeit und Unzulänglichkeit – kann dies auf die Blutdruckregulation einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
- Herzerkrankungen: Wenn wir von unserem inneren Selbst abgeschnitten denken und handeln, unser Herz uns selbst wie auch anderen gegenüber verschließen, bauen wir eine „Herzmauer“ auf. Wenn wir Gefühle wie Trauer, Enttäuschung nicht verarbeiten, können sie unser „Herz brechen“. Verschiedenes kann Erkrankungen des Herzens eine Vorlage geben.
- Kopfschmerzen & Migräne: Wenn man immer mit dem Kopf durch die Wand geht, wenn man Gefühle runterschluckt – weil man keine adäquaten Techniken erlernt hat und sich nur der erlernten (Denk-) Muster bedienen kann, kann es den Kopf zum Platzen bringen. Verspannungen erhöhen den Druckaufbau im ganzen Kopf, lassen Kopfgefäße sich entzünden.
- Schlafstörungen: Sie sind ein gutes Beispiel für wachhaltende Sorgen-Gedanken-Spiralen. Sorgen erhöhen den Stresspegel. Die hat eine Überaktivierung des Vegetativen Nervensystems zur Folge, wer kann damit gut schlafen?
- Depressive Verstimmungen & Depressionen: Negative Gedanken-(Muster) können nicht Unterstützung bieten. Sie können weder entspannende Ruheräume des Seins erschaffen, noch Glückshormone anregen in unserem Gehirn. Ganz im Gegenteil: sie verstärken Tendenzen!
- Erkrankungen der Lunge/Atemorgane wie z. B. COPD + Asthma: Wenn meine negativen Gedanken meine Ängste heiraten, dann bleibt mir einfach die Luft weg. Ich kann nicht mehr loslassen und entspannen, auch nicht bei der Ausatmung. Kann ich nicht mehr ausatmen, fehlt mir die Kapazität bei der Einatmung. Wenn der Druck im Atemprozess steigt, tut es dem Gewebe nicht gut.
Gedanken / -Muster können das Gehirn umschreiben
Die Einflußnahme geht sogar soweit, dass in bestimmten, sehr kritischen und schmerzhaften Situationen in meinem Gehirn das dopaminerge Belohnungssystem eingeschaltet wird.
Das geht so: Ich habe durch bestimmte Erfahrungen viel Schmerzen erlebt, die sich immer wieder wiederholten. Nun möchte mein Gehirn mich schützen, mir helfen und wählt für die Verarbeitung ähnlicher Situationen einen Trick: es dreht einfach die Vorzeichen um, es deutet aus einer negativen Erfahrung eine „Positive“. So muss ich nicht wieder den leidvollen Schmerzschaltkreis durchlaufen. Es setzt stattdessen den Belohnungskreislauf mit Dopaminausschüttung in Gang und verändert damit mein Erleben. Natürlich geschieht die unbewusst!
Beispiel dafür: Eine Schülerin bekommt von ihrem Vater immer wieder gesagt, dass sie „zu doof ist für Mathematik“. Das tut dem Kind sehr weh, erst recht, wenn sie wiederholt schlechte Noten nach Hause bringt. Irgendwann fängt sie an diesen Satz zu glauben und selbst zu denken. Weitere negative Erfahrungen, Außenwelt und ihre Innenwelt verstärken die herabsetzenden Gedanken, bis sie irgendwann selbst davon überzeugt ist, „dass sie Mathe eben nicht kann„! Folgt eine weitere schlechte Note, erhält sie für diesen Glaubenssatz eine Belohnung über Dopmanin, „da sie ja Recht behalten hat“, ihr Gehirn wandelt ihre Niederlage in einen Erfolg! Damit kann sie weiterleben.
Gedanken als „Medikament“ bei Krankheiten…
können sehr wirkungsvoll sein! Wir können sie als machtvolle Therapie einsetzen. Dies wurde beeindruckend in vielen Studien belegt, z. B. in der Psychoneuroimmunologie! Unterstützend wirken hier andere Formen der Gedanken, z. B. Visualisierungen und mehr.
Auf dieser Macht der Gedanken und Glaubenssätze basieren auch uns bekannte und wissenschaftlich untersuchte Erscheinungen wie der Placebo-Effekt, und der Nocebo-Effekt. (persönl. Anmerkung: Diese Erklärungen sind für mich nicht auf dem Stand der neusten Forschung und somit unzureichend. Sie spiegeln nur den „Standart“ der gängigen Auffassung wider! – Mehr finden Sie unter der Rubrik Yoga & Wissenschaft sowie in den Literaturangaben dazu.)
Um zu einer Wirksamkeit zu kommen, gehört mehr dazu, als die Sätze zu ändern und sich etwas „einzureden“. So einfach geht es leider nicht. Dennoch spielen die Gedanken eine führende Rolle!
Yoga – Training der Bewußtheit
Durch die Technik der Achtsamkeit trainieren wir, unsere Gedanken zu beobachten. Damit erhalten wir die Wahl, ob wir uns reinverstricken wollen oder sie loslassen. Wir erhalten damit die Wahl, negative, energieraubenden Gedanken festzuhalten oder unseren Fokus auf positive, kraftspendenden Aspekte zu richten.
Wir erkennen, was es in unserem Kopf über uns und die anderen denkt, und erhalten die Möglichkeit, diese Gedanken auf Vollständigkeit und Richtigkeit zu überprüfen. Wenn wir tiefer forschen, entdecken wir neue Aspekte einer Situation / Person / von uns selbst, die uns helfen unser Bild zu verfeinern.
Urteile, Bewertungen schränken Offenheit und Sichtmöglichkeiten ein und fokussieren uns auf nur eine Möglichkeit. Unser Verstand arbeitet so, er kennt nur schwarz oder weiß. Er liebt Bewertungen, denn die vereinfachen das Leben. In vielen Bereichen ist dies sinnvoll und nützlich, aber uns selbst z. B. als einen „Versager“ zu bezeichnen, mauert uns in eine Schublade ein und wird uns, der Welt und der Sache NIE gerecht!
Dasselbe gilt übrigens auch für Diagnosen. Früher habe ich von mir als „Migränikerin“ gesprochen… eine fatale Sache, da mein Gehirn nur noch diese Möglichkeit für mich „verschaltet“ hat.
Endlich mal Ruhe im Kopf
Wir lernen auch, Gedanken loszulassen, so dass es im Kopf immer ruhiger werden kann. Das fühlt sich an wie F R I E D E N und ist wunderbar entspannend!
Alle unsere Stressparameter gehen runter und unser Körper kann sich entspannen.
Wir genießen es nur zu S E I N im HIER & JETZT. – Wir genießen das Leben wie es wirklich ist, kampffrei und in einem „alles OK-Zustand“. Das schenkt uns ein Gefühl von Unabhängigkeit & Freiheit!
Wir gewinnen wieder Zugang zu unserem Herz – der „Herzweisheit“, unserer Kreativität, unserer Intuituon und unserem „Inneren Führer“!